Auf dem 19. Apitherapie-Kongress in Bad Königshofen hat Prof. Dr. Jürgen Tautz sein neues Buch vorgestellt. Wir vom DAB haben für Sie schon mal reingeschaut und finden: Die Schweißfüße der Bienen taugen zum Bestseller!
Schon der Titel macht Lust auf mehr. Blättert man dann im neuen Buch von Prof. Dr. Jürgen Tautz „Auch Bienen haben Schweißfüße“ und sucht im Stichwortregister nach den Käsemauken, finden sich noch jede Menge andere interessante Geschichten rund um die Bienen.
Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen, es war knisternd spannend wie ein Thriller. Es liest sich flüssig. Die Anekdoten sind bildhaft beschrieben, jedes Kapitel des 143 Seiten starken Schmökers offenbart etwas Verblüffendes aus der Welt der Bienen.
Doch Spannung erzeugt nicht nur das Buch, sondern offensichtlich auch die Biene. „Schwärmende Bienen können das Wetter verändern“, titelte das Magazin „Stern“ am 28. Oktober 2022. Und „Heise online“ berichtete am 4. November 2022 „Bienenschwärme erzeugen stärkere elektrische Felder als Gewitterwolken.“
Ganz so extrem sei es nicht, schreibt Tautz. „Doch die elektrische Ladung eines Bienenschwarmes kann sich in der Größenordnung von bis zu 1.000 Volt/Meter bewegen.“
Spannend ist auch das durchaus ausgeprägte Demokratieverständnis im Bien beim Start eines Schwarms. Verlässt die Königin mit bis zu 20.000 Begleiterinnen ihr altes Nest, wird zunächst in unmittelbarer Nähe eine Zwischenstation eingelegt. Auskundschafter starten dann von dort mit der Suche nach einer neuen, festen Bienen-Bleibe.
Kommen die Scout-Bienen zurück, kommunizieren sie ihre jeweiligen Entdeckungen durch Tänze auf der Oberfläche der Schwarmtraube. Anschließend kommt es zu einem demokratischen, internen Abstimmungsprozess. An dessen Ende wird dann nur noch für die beste aller gefundenen Unterkünfte geworben.
Zwischen der Festlegung auf ein Ziel und dem endgültigen Aufbruch muss die gesamte Schwarmtraube über die neue Destination informiert werden. Wie das mit Tanzen, Heizen und Piepen passiert ist absolut faszinierend. Heizerbienen hingegen, die für die optimale Temperatur im Brutraum sorgen, bedürfen nach rund 30 Minuten neuer Energie. Zum Aufpäppeln gibt es dann süße Küsse für die heißen Bienen. Wie? Steht im Buch.
Als Leser erfährt man auch Erstaunliches über den Treibhauseffekt im Bienenstock oder dass die Honigbienen bereits vor Jahrmillionen die Samenbank ins Leben gerufen haben. Außerdem haben Honigbienen keinen Sex, um sich zu vermehren. Vielmehr dient die geschlechtsübergreifende, physische Vereinigung der Durchmischung des Erbgutes der Bienenpopulation.
Apropos: Zum Hochzeitsflug brechen die Bienen-Königinnen nur mit Geleit auf. So schützen sie sich vor Fressfeinden. Im Schlepptau befinden sich nämlich bis zu 20 erfahrene Arbeiterbienen, die im Gegensatz zur Jungkönigin die Umgebung durch ihre Sammelflüge gut kennen. Die übernehmen dann auf dem Flug zum Drohnensammelplatz die Führung. Durch den sogenannten „Heringsschwarm-Effekt“ ist die Königin gut gegen Räuber wie die Wespenart „Bienenwolf“ gewappnet.
Auf dem Heiratsmarkt „Drohnensammelplatz“ treffen sich bis zu 20.000 fremde Drohnen. Bei der „Luftnummer“ (der Begattung während des Fluges) kann die Königin bis zu zehn Millionen Spermien von etwa zehn bis 15 (manchmal auch mehr) liebeswütigen Drohnen aufnehmen.
Und was hat es mit den Schweißfüßen der Bienen auf sich? Bereits im Jahre 1906 zeigte der amerikanische Bienenforscher Ludwig Arnhart, dass Honigbienen in allen sechs Füßen Drüsen besitzen. Damit markieren sie Blüten, um so zu signalisieren, dass diese bereits besucht worden sind. Nachfolgende Bienen wissen also, dass dort nichts mehr zu holen ist und verduften.
Zum Autor: Prof. Dr. Jürgen Tautz ist Emeritus der Universität Würzburg. Als klassischer Zoologe hat er über zahlreiche Tierarten publiziert. Für seine Sachbücher ist er vielfach ausgezeichnet für vorbildliche Vermittlung von Wissen in eine breite Öffentlichkeit.
Das Buch war bereits auf dem Kongress kurz nach der Vorstellung vergriffen und ist nach dem Kongress noch über den Online-Shop von Bienen Ruck erhältlich.