Vier Tage lang war Bad Königshofen Zentrum der Apitherapie. Im Kursaal der FrankenTherme trafen sich Experten für therapeutische Bienenprodukte aus aller Welt zum 19. Internationalen Kongress des Deutschen Apitherapie Bundes (DAB).
Bürgermeister Thomas Helbling und Kurdirektor Werner Angermüller begrüßten die Gäste am ersten Tag. „Bad Königshofen liegt im Herzen von Deutschland und Europa“, so Helbling. „Wir leben eine herzliche Willkommenskultur. Wir haben extra jetzt mit unserer Bepflanzung der Grünanlagen begonnen. Denn Sie sehnen als Imkernde ja besonders das Frühjahr herbei!“
Werner Angemüller ergänzte: „Das Thema Heilen steht bei uns als Kurgemeinde ebenso wie beim Deutschen Apitherapie Bund ganz oben auf der Agenda. Deshalb passt diese Verbindung hervorragend. Der örtliche Imkerverein bietet zudem schon lange die Bienenstockluft-Therapie an.“ Davon konnten sich die Kongress-Besucher im Bienenzentrum Rhön-Grabfeld bei Kaffee und Kuchen selbst ein Bild machen.
Als erster Referent stellte Dipl-Ing. Gerhard Goldsche ein neues, mobiles Entnahmegerät zur Gewinnung von Bienenstockluft vor. Diesem Zweig der Apitherapie widmete sich auch Jürgen Schmiedgen, der für dieses ganzheitliche Naturheilverfahren sogar eine medizinische Zulassung besitzt. Die Bienen geben wertvolle ätherische Öle, Flavonoide aus Honig, Pollen, Wachs und Propolis durch die Wärme und Ventilation, die sie mit ihren Flügeln erzeugen, an die Bienenstockluft ab. Wird das System fachgerecht angewendet, dient es dem Wohl von Anwendern und Bienen. Gute Ergebnisse werden z.B. bei Lungenkrankheiten oder Asthma erzielt.
Arno Bruder, Fachberater Imkerei a.D. und Präsident des DAB e.V. sowie Anatol Batt, Imker und DAB-Berater, faszinierten die Zuhörer mit ihren Beiträgen zum Thema Melipona (stachellose Bienen) aus Südamerika. Der Melipona-Honig ist ein exotischer Leckerbissen.
Die Tradition der Herstellung von Melipona-Honig, bekannt als Meliponicultura, reicht etwa 3.000 Jahre zurück. Schon die Heiler der Maya nutzten diesen Honig intensiv zur Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden, darunter Augen-, Ohren-, Atemwegs-, Verdauungs- und Wochenbettkrankheiten.
Auch heute noch findet der Honig in der Apitherapie in ähnlicher Weise Anwendung, worüber Dr. med. Stefan Stângaciu, Ehrenpräsident des DAB, berichtete.
Kurt Tratsch, Imkermeister und Apitherapeut, teilte seine Erfahrungen bezüglich der chemiefreien Behandlung der Bienenvölker, um der Varroa-Milbe Herr zu werden.
Der von ihm entwickelte Varroa-Controller beruht auf dem Umstand, dass die Varroa-Milbe weniger Wärme verträgt als die Bienenpuppe. Beide befinden sich in der verdeckelten Brut. Die Bruträhmchen werden also entnommen und im Varroa-Controller für eine bestimmte Zeit der richtigen Temperatur ausgesetzt. Bei dieser Wärmebehandlung stirbt die Milbe. Dieses Gerät nimmt die Milbe sozusagen in den Schwitzkasten.
Ein weiteres Highlight des Kongresses war der Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Tautz, der viele verblüffende Geheimnisse aus der Welt der Bienen lüftete. In seinem neuesten Buch „Auch Bienen haben Schweißfüße“, erzählt der renommierte Zoologe von faulen Eiern, Bienen als Gewitter-Macher, Reproduktions-Sex oder Luftnummern der Bienenkönigin für 10 Millionen Spermien.
Wie man mit der Bienenstichtherapie verschiedene Leiden lindern kann, demonstrierte Antonio Couto aus Lissabon. Dabei handelt es sich natürlich nicht um das süße Gebäck, sondern um die kalorienarme, gezielte apitherapeutische Anwendung mit Mikrostichen mittels des Bienenstachel-Apparates.
Von Madiha Beg wurden die Besucher nach Pakistan entführt. Die erfahrene Imkerin und Apitherapeutin zeigte die Zubereitung eines Bienengift-Öls. Über die kombinierte Wundbehandlung mit Honig referierte Dr. med. Matthias Hohleiter aus der Schweiz. Beeindruckt von dessen Erfahrungen war auch Landrat Thomas Habermann, der am Sonntag ein Grußwort sprach.
Der passionierte Jäger, dessen Schwiegervater ebenfalls Imker war, wusste zudem noch eine persönliche Apitherapie-Anekdote beizusteuern. „Beim Aufbrechen von Wild habe ich mir mal in den Finger geschnitten. Trotz Antibiotika und Cortison wollte die Wunde nicht so recht verheilen. Dann hat mir ein alter Arzt den Tipp gegeben, es mit Kamillenbädern und Honigverbänden zu versuchen. Das hat geholfen.“
Abgerundet wurde der Kongress mit einem Workshop am Montag. Die Teilnehmer lernten von Dr. Stangaciu die Herstellung von Propolis-Cremes und Salben sowie verschiedener Apitherapie-Cocktails.
„Die Veranstaltung war ein voller Erfolg“, bilanzierte Arno Bruder, Präsident des DAB. „Auch wegen der hervorragenden Unterstützung von Kurdirektor Werner Angermüller und des örtlichen Imkervereins rund um dessen Tausendsassa Markus Gütlein. Er hat sich um so viel gekümmert, auch den Shuttle zu den Bahnhöfen nach Bad Neustadt und Schweinfurt für die Gäste organisiert. Ein großer Dank geht auch an die Gastronomie der FrankenTherme!“
Deshalb findet auch der 20. Internationale Apitherapie-Kongress im kommenden Jahr vom 28. bis 31. März 2025 in Bad Königshofen statt. Dafür sprachen sich die Mitglieder des DAB einstimmig aus. Das freute auch Werner Angermüller: „Es ist eine Ehre für uns, dass wir auch bei der Jubiläumsausgabe des Kongresses Gastgeber sein dürfen.“ Die Festveranstaltung soll dann in der neuen Trink- und Wandelhalle stattfinden, die im Juli mit einem Bürgerfest eröffnet wird.